Island2013



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Tag 5 Schwarze Wüsten und dickes Eis

15.07.2013 23:06

Der Ringroad Nr. 1 folgend ging es nunmehr immer weiter in den wilden Osten der Insel. Urgewaltige Gebirgsausläufer, steile Klippen, endlose nacheiszeitliche Lavafelder und Wüsten aus schwarzem Sand erstreckten sich links und rechts der Straße und ließen erahnen, welche Kräfte dieses Land geformt hatten. Inmitten all dessen trafen wir auf ein kleines Küstendorf namens Vik, wo wir neben den zur Versorgung wichtigen Geschäften auch einen größeren Laden für Wollfabrikate vorfanden. Ein Zwischenstopp galt dem Wasserfall Skogafoss mit 62 m Höhe. Ab einer gewissen Entfernung beschlug jede Kameralinse innerhalb von Sekunden, weshalb dieses Spektakel nur mit den eigenen Augen zu bestaunen war. Die durch den Aufprall des Wassers erzeugten Winde trieben sogar das Wasser wieder senkrecht den Felsen hinauf. Pitschnass aber schwer beeindruckt setzten wir unsere Reise fort. Schon von weitem sahen wir unser nächstes Ziel in der Ferne glitzern. Der gewaltige Gletscher Vatnajökull, der größte seiner Art in Europa mit 8100 km² Fläche, 3000 km³ Eisvolumen und bis zu 900m Dicke, bedeckte die Berge am Horizont. Eine schwarze Wüste erstreckte sich auf dem Weg dorthin beidseitig der Straße. Im Touristenzentrum am Skaftafell erfuhren wir die unglaubliche Geschichte ihrer Entstehung. 1996 brach unter einem Auslassgletscher des Vatnajökulls ein Vulkan aus, welcher solch gewaltige Mengen an Schmelzwasser erzeugte, dass sie durch das Eis brachen und eine Flut erzeugten, die sich von der Durchflussmenge nur dem Amazonas geschlagen geben musste. Eisblöcke wurden wie Spielzeug weggeschwemmt und ein großer Teil der Ringroad Nr. 1 wurde zerstört. Am besten ließ sich die Rheologie des Gletschers am Auslassgletscher Skaftafell nachvollziehen. Doch zuvor galt es einen kleinen Aufstieg zum Aussichtspunkt zu meistern, welcher wider Erwarten durch ein mediterran anmutendes Südhangwäldchen führte und uns bei dem sonnigen Wetter ordentlich zum Transpirieren nötigte. Oben bot sich uns ein Anblick wie aus dem Bilderbuch; da lag er vor uns: laminar strömend aber trotzdem mit nichtlinearem Fließbild. Eine treffliche Vorlage für den an Ort und Stelle stattfindenden Vortrag über Gletscher-Rheologie. Unser Zeltplatz befand sich nicht weit davon entfernt. Während einige sich zu einem romantisch anmutenden Wasserfall begaben, nutzten zwei Kameraden die Gelegenheit ihr Kälteempfinden im nahegelegenen Gletschersee durch ein Bad im selbigen auf seine Leistungsfähigkeit zu testen. Den Tag ließen wir bei Bier und typisch isländischen Hotdogs vor der Kulisse eines wunderschönen Sonnenuntergangs ausklingen.